Warum klassische Dämmstoffe in modernen Industrien oft nicht mehr ausreichen

November 17, 2025
10 min Lesezeit
VOLTH Materials Team

In vielen Industriebereichen stehen technische Entscheider, Entwickler und Planer vor der Herausforderung, Anlagen und Prozesse effektiv zu isolieren. Jahrzehntelang kamen dabei klassische Dämmmaterialien wie Mineralwolle (Stein- oder Glaswolle), Polyurethan(PUR)-Schäume oder Glasfaser zum Einsatz. Diese bewährten Dämmstoffe stoßen jedoch in modernen Anwendungen immer häufiger an ihre Grenzen – sei es durch extreme und wechselnde Temperaturen, begrenzten Bauraum, strengere Brandschutzauflagen, höhere Anforderungen an Energieeffizienz oder den Wunsch nach langlebigen, multifunktionalen Lösungen. In diesem Beitrag beleuchten wir, warum traditionelle Dämmmaterialien oft nicht mehr ausreichen, und wie moderne Hochleistungsdämmstoffe – allen voran Aerogel – als Alternative zu Steinwolle & Co. neue Möglichkeiten für die Industrie-Isolierung eröffnen.

Wechselnde Temperaturen und extreme Bedingungen

Industrielle Prozesse bringen oft hohe Temperaturschwankungen mit sich – von tiefen Kryo-Temperaturen (z.B. in LNG-Anlagen) bis hin zu hunderten Grad in Hochtemperaturprozessen. Klassische Dämmstoffe stoßen hier schnell an Limits: So sind etwa PUR-Hartschaum und selbst weiterentwickelte PIR-Schäume nur in einem begrenzten Temperaturfenster einsetzbar (typisch maximal unter 100 °C, Spezialtypen bis ca. 148 °C). Werden diese Dämmstoffe abwechselnd extrem gekühlt und erhitzt, können sie sich zudem zusammenziehen und ausdehnen – es drohen Risse oder Lücken. Tatsächlich haben organische Schäume einen bis zu 10-fach höheren Wärmeausdehnungskoeffizienten als Stahl, was beim Abkühlen zu Spalten führen kann, durch die Konvektion und Wärmeverlust entstehen. Mineralwolle verträgt zwar höhere Temperaturen, doch in extremer Hitze (z.B. weit über 600 °C) ist auch sie oft nicht ausreichend wirksam und muss mit zusätzlichen feuerfesten Schichten kombiniert werden.

Moderne Hochleistungsdämmstoffe wie Aerogel sind hier deutlich überlegen: Eine Silica-Aerogel-Matte kann in einem Temperaturbereich von -200 °C bis +650 °C eingesetzt werden – und deckt damit Kryogenik bis Hochtemperatur mit einem einzigen Material ab. Zugleich sind Aerogel-Dämmungen flexibel und benötigen bei Temperaturwechsel keine Dehnungsfugen, da die Matte Bewegungen mitmacht. Das verhindert Schwachstellen im Isoliersystem und erhöht die Betriebssicherheit auch unter zyklisch wechselnden Temperaturen.

Begrenzter Bauraum erfordert höhere Dämmleistung

In modernen Anlagen ist Platz oft Mangelware – sei es in kompakten Maschinen, beengten Apparatekonstruktionen oder bei Nachrüstungen in bestehenden Anlagen. Dämmstoffe mit hoher Wärmeleitfähigkeit müssen dick aufgetragen werden, um ausreichend zu isolieren. Mineralwolle oder Glasfaser erreichen typischerweise λ-Werte um 0,035–0,040 W/mK (bei 20 °C) und benötigen entsprechend dicke Schichten. Das kann zum Problem werden, wenn wenig Bauraum zur Verfügung steht oder Gewicht eine Rolle spielt.

Hier punkten neue Materialien wie Aerogel: Die Wärmeleitfähigkeit von Silica-Aerogel liegt mit etwa 0,018 W/mK (bei 25 °C) deutlich unter der klassischer Faserdämmstoffe – sogar unterhalb der von ruhender Luft. Dadurch erzielt Aerogel bereits in halb so dicker Schicht eine ähnliche Dämmwirkung. In der Praxis bedeutet das eine Reduktion der Dämmdicke um bis zu 50–80 % gegenüber herkömmlichen Materialien. Anders ausgedrückt: Aerogel bietet eine mehrfache Dämmwirkung pro Zentimeter (je nach Vergleichsmaterial etwa 2- bis 8-fach höher). Diese Platzersparnis vereinfacht die Konstruktion und kann sogar die Statik entlasten – dünnere, leichtere Isolierungen führen z.B. zu weniger Gewicht auf Rohrtrassen und ermöglichen kompaktere Anlagenlayouts.

Brandschutz und Sicherheit

Brandschutz ist in industriellen Anlagen ein zentrales Thema. Viele konventionelle Dämmstoffe sind jedoch brennbar oder tragen im Ernstfall zur Brandlast bei. PUR- und PIR-Hartschaum sowie Polystyrol (EPS/XPS) etwa gelten als „normal entflammbar“ (Baustoffklasse B2) und können im Brandfall schmelzen sowie toxische Gase freisetzen. Zwar gibt es Flammschutzmittel (z.B. HBCD bei Polystyrol), doch diese Zusatzstoffe stehen selbst aus Umwelt- und Gesundheitsgründen in der Kritik. Mineralwolle wiederum ist zwar nicht brennbar und wird oft als Brandschutzdämmung eingesetzt, jedoch hält sie extremer Hitze nicht unbegrenzt stand – bei sehr hohen Temperaturen kann z.B. das Bindemittel ausbrennen, wodurch die Matte ihre mechanische Stabilität verliert.

Neue Hochleistungsdämmstoffe bieten hier mehr Sicherheit. Aerogel-Dämmmatten bestehen aus nanoporösem, anorganischem Silikat und sind inhärent nicht brennbar sowie hoch temperaturbeständig. Sie erzielen ausgezeichnete Flammschutz-Eigenschaften bereits ohne zusätzliche Chemikalien. In Tests der NASA widerstand Aerogel-Material Hitze von über 1000 °C mit minimaler Wärmeübertragung. Auch im industriellen Einsatz dient Aerogel nicht nur der Wärmedämmung, sondern zugleich als passiver Brandschutz – spezielle Aerogel-Produkte schützen etwa Anlagen bei einem Jet Fire (Fluidbrand mit sehr hoher Flammenstrahlung) und verhindern ein Aufheizen empfindlicher Bauteile. Moderne Aerogel-Dämmungen erfüllen damit höchste Brandschutzauflagen, was in sicherheitskritischen Branchen (Chemie, Öl & Gas, Anlagenbau) ein entscheidender Vorteil ist.

Energieeffizienz und Nachhaltigkeit

Angesichts steigender Energiepreise und strenger Klimaziele rückt die Energieeffizienz von Industrieanlagen stark in den Fokus. Wärmedämmung spielt dabei eine Schlüsselrolle: Jede undichte oder unterdimensionierte Isolierung führt zu erhöhtem Energieverbrauch und Verlusten. Traditionelle Dämmstoffe stoßen hier gleich doppelt an Grenzen. Erstens bieten sie nur begrenzte Dämmwerte – mit herkömmlicher Isolierung tritt oft deutlich mehr Wärmeverlust auf als mit modernen Materialien. So weist etwa eine Aerogel-Isolierung die niedrigste Wärmeleitfähigkeit aller gängigen Industrie-Dämmstoffe auf, was zu bis zu 50 % weniger Wärmedurchgang und Energieverlust führen kann. Zweitens bleibt die anfängliche Dämmleistung klassischer Stoffe nicht immer erhalten: PUR-Schäume zum Beispiel altern, indem ihr eingeschlossenes Gas über Jahre entweicht und durch Luft ersetzt wird – die Wärmeleitfähigkeit verschlechtert sich dadurch merklich. Auch Feuchtigkeit wirkt sich fatal aus: Mineralfaser-Dämmungen saugen Wasser auf und verlieren dann einen Großteil ihrer Dämmwirkung. Zudem fördert durchfeuchtete Isolierung die Korrosion unter der Dämmung (CUI) an den Anlagen, was teure Schäden verursachen kann.

Hochleistungsdämmstoffe wie Aerogel punkten dagegen mit dauerhaft hoher Performance. Aerogel-Matten sind hydrophob behandelt und nehmen so gut wie kein Wasser auf (unter 5 Gew-% Aufnahme selbst bei Vollkontakt) – weit weniger als Mineralwolle. Dadurch bleibt die Dämmwirkung auch in feuchter Umgebung erhalten, und Korrosion am Metall darunter wird stark vermindert. Gleichzeitig besitzen Aerogel-Dämmungen keinen flüchtigen Treibmittelanteil, der ausdiffundieren könnte, sondern bestehen aus stabilen Nanoporen. Die Isoliereigenschaften bleiben über Jahrzehnte nahezu konstant, was langfristig Energie spart. Hinzu kommt der Nachhaltigkeitsaspekt: Bessere Dämmung bedeutet weniger Energieverbrauch und damit niedrigere Emissionen. Zudem müssen langlebige Materialien seltener ersetzt werden, was Ressourcen schont. All dies macht moderne Dämmstoffe zu einer nachhaltigen Investition – trotz höherer Anfangskosten zahlen sie sich durch Energieeinsparung und reduzierte Wartung oft schnell aus.

Haltbarkeit und geringer Wartungsaufwand

Für industrielle Dämmungen zählen nicht nur die anfänglichen Dämmwerte, sondern auch die Lebensdauer und der Wartungsaufwand über die Jahre. Hier zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen klassischen und modernen Materialien. Mineralfasermatten können mit der Zeit verrotten oder versintern, vor allem wenn das Bindemittel durch Hitze zerstört wurde – die Dämmung wird dann brüchig und bei Erschütterungen oder Inspektionen leicht beschädigt. Kunststoffschäume wiederum neigen zu Schrumpfungen, Rissen oder Verformungen durch Alterung, Temperaturschwankungen und Feuchte. In der Folge müssen herkömmliche Isolierungen regelmäßig ausgebessert oder ausgetauscht werden. Gerade in rauen Industrieumgebungen (Vibrationen, Witterungseinflüsse, mechanische Belastung) ist der Instandhaltungsaufwand klassischer Dämmungen nicht zu unterschätzen.

Innovative Dämmstoffe bieten hier entscheidende Vorteile. Aerogel-Dämmungen sind formstabil, stoßunempfindlich und behalten ihre Eigenschaften über lange Zeit. Die flexiblen Matten brechen nicht und erzeugen kaum Verschnitt, was bereits bei Transport und Montage Verluste minimiert. Wichtig ist auch die Wasserresistenz: Aerogel bleibt bis ca. 300 °C Einsatztemperatur hydrophob – selbst unter heißem Betrieb dringt keine Feuchtigkeit ein. Das reduziert Schäden durch Korrosion und hält die Dämmleistung aufrecht. Außerdem lassen sich Aerogel-Matten bei Wartungsarbeiten oft einfach demontieren und wiederverwenden, anstatt sie – wie etwa ausgehärtete PUR-Schäume – herausbrechen und erneuern zu müssen. Insgesamt führen diese Eigenschaften zu deutlich längeren Wartungsintervallen und einer höheren Zuverlässigkeit des Dämmsystems. Über die gesamte Anlagenlebensdauer betrachtet sparen moderne Dämmstoffe somit nicht nur Energie, sondern auch Zeit und Kosten in der Instandhaltung.

Multifunktionale Anforderungen an Dämmstoffe

Moderne Anlagenbauer erwarten von einer Dämmung immer häufiger mehr als nur Wärmeschutz. Je nach Einsatzfall soll ein Isoliermaterial zugleich Schallschutz, Brandschutz, Feuchteschutz oder andere Funktionen mit erfüllen. Klassische Materialien mussten hierfür oft kombiniert werden – z.B. Mineralwolle für die Wärmeisolierung plus separate Schallschutzmatten, Brandschutzverkleidungen oder Dampfsperrfolien. Solche mehrlagigen Aufbauten sind jedoch dick, schwer und arbeitsintensiv.

Hochleistungsdämmstoffe wie Aerogel ermöglichen hier schlankere Lösungen. So besitzen Aerogel-Systeme durch ihre Beschaffenheit oft bereits eine integrierte Dampfsperre, da die nanoporöse, hydrophobe Struktur praktisch diffusionsdicht ist. Zudem bieten bestimmte Aerogelprodukte neben dem Wärmeschutz auch akustische Dämpfung – beispielsweise kann ein Aerogel-Mattenmaterial gleichzeitig als Schalldämmung dienen. Auch der bereits erwähnte Brandschutz ist bei Aerogel in vielen Fällen “mit eingebaut”, ohne zusätzliche Beschichtung. Die Kombination dieser Eigenschaften bedeutet: Ein einziger Dämmstoff kann multifunktional eingesetzt werden, wo früher mehrere Schichten nötig waren. Dies spart Platz, Gewicht und vereinfacht die Installation. Darüber hinaus sind Aerogel-Dämmungen chemisch inert und vertragen sich mit verschiedensten Umgebungsbedingungen, von Offshore-Atmosphäre bis Reinraum, ohne zu korrodieren oder auszudünsten. Insgesamt erlaubt der Einsatz solcher moderner Dämmstoffe eine Vereinfachung des Isolationsdesigns und erhöht die Anlagensicherheit, weil weniger potentielle Schwachstellen (Fugen, Folien, Zusatzmaterialien) vorhanden sind.

Fazit: Fortschritt in der Industrieisolierung

Die Anforderungen in modernen Industrien entwickeln sich stetig weiter – und klassische Dämmstoffe geraten dabei an ihre Grenzen. Ob extreme Temperaturschwankungen, beengte Platzverhältnisse, hohe Brandschutzauflagen oder der Druck, Energie zu sparen und Ausfallzeiten zu minimieren: Herkömmliche Materialien wie Mineralwolle, PUR oder Glasfaser stoßen hier oft auf Probleme. Neue Hochleistungsdämmstoffe wie Aerogel zeigen, dass es Alternativen gibt. Mit ihrer herausragenden Dämmwirkung, Feuerbeständigkeit, Flexibilität und Langlebigkeit ermöglichen sie Lösungen, die vor wenigen Jahren undenkbar waren. Natürlich sind solche Innovationen in der Anschaffung teurer als Standardmaterialien. Doch für technische Entscheider, Entwickler und Planer lohnt sich der Blick nach vorn: Der Fortschritt in der Industrieisolierung bietet ein enormes Potenzial, um Anlagen sicherer, effizienter und nachhaltiger zu machen. Moderne Dämmstoffe schließen die Lücke, wo klassische Dämmstoffe nicht mehr ausreichen – und ebnen den Weg für zukunftsweisende industrielle Anwendungen.

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